Welchen Wert hat Kunst?
Darüber sprach ich letztens mit der brasilianischen Musikerin Carla Maffioletti im Chorkultours live Interview.
Dieses Thema treibt auch mich schon seit sehr langer Zeit um und hat seit gut einem Jahr eine ganz neue Bedeutung bekommen.
Seit Beginn der Pandemie sind Anbieter von Online-Konferenzen stärker ins Licht der Aufmerksamkeit gerückt. Online Konferenzen ermöglichen sehr guten Vokal- und begrenzt auch Instrumentalunterricht, sie bieten eine Alternative für Chorproben. Sie bieten die Möglichkeit, Inhalte live zu streamen oder aufzunehmen und auf weiteren Plattformen wie Facebook oder Youtube hochzuladen.
Von all diesen Möglichkeiten wird seit Beginn der Pandemie reichlich Gebrauch gemacht, die Nutzung dieser Dienste ist regelrecht explodiert.
Was zum einen sehr erfreut, verdient eine genauere Betrachtung.
Die absolute Mehrheit der professionell Musizierenden wurde durch die Pandemie dem beraubt, was sie persönlich ausmacht. Musik ist für den Musizierenden nicht nur Broterwerb, sondern auch Leidenschaft. Leidenschaft muss gelebt werden. Singen ist ein menschliches Bedürfnis. Was also tun, wenn dies staatlich verordnet und auch größtenteils begründet mit einem Verbot versehen wurde?
Plante man vor der Pandemie Konzerte, mit denen man Einnahmen generierte, so sehen sich viele Musiker und Ensembles seit über einem Jahr nicht nur dem Problem ausgesetzt, dass sie nicht wissen, wie sie finanziell über die Runden kommen sollen, sondern können auch ihre musikalischen Bedürfnisse nicht ausleben. Bedürfnisse, die ebenfalls wichtig für das seelische Gleichgewicht der Musizierenden sind.
Dies hat dazu geführt, dass viele Musiker und Ensembles, um Musik weiter auszuleben, Leistungen gratis zur Verfügung stellen. Workshops kann man gratis besuchen, Konzerte werden gratis live gestreamt, Chöre zeigen häufig eine beeindruckende Kreativität im Erstellen von Musikvideos – und stellen diese gratis der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Ist das in Richtung Zukunft in allen Bereichen das richtige Signal? Ist es nicht schon immer so gewesen, das galt: „Was nichts kostet, ist nichts wert“??? Laufen hier nicht viele Künstler, Musiker, Ensembles Gefahr, dass sich der Konsument daran gewöhnt, dass Kunst zur jeder Tageszeit und in jeder erdenklichen Form gratis zur Verfügung steht?
Es steht außer Frage, dass Online Formate keine Live-Konzerte ersetzen können. Dennoch halte ich es in vielen Bereichen für das falsche Signal, Leistungen komplett kostenfrei herauszugeben. Wollen wir Musiker, wollen Chorvereine, Instrumentalensembles, Solisten, dass musikalische Leistungen wertgeschätzt werden, dann sollten wir dies klar kommunizieren und einfordern. Auch oder gerade in Zeiten der Pandemie! Denn gerade Künstler sind es, die von der Pandemie besonders betroffen sind und gerade jetzt Unterstützung brauchen.
Welchen Wert hat KunstWir Künstler und Musiker sind es, die diesen Wert definieren Es lohnt sich, über dieses Thema genauer nachzudenken….