
Musikstadt Leipzig – ein Muss für Musikbegeisterte!
Schon lange stand neben Weimar und Erfurt auch Leipzig auf meiner Besuchsliste. Von Weimar ließ ich mich bereits 2017 begeistern, Erfurt steht noch immer aus und von Leipzig als (Chor-) Reiseziel habe ich mich letztes Wochenende restlos überzeugt.
Erneut fiel die Wahl auf ein kleines Boutiquehotel Nähe Bahnhof am Rand der historischen Altstadt, das Hotel Fregehaus, von dem aus man fast alles fußläufig erreichen konnte. Und zwar fußläufig auf sehr angenehme Art, da der Stadtkern von Leipzig verkehrsberuhigt ist und dort seit diesem Jahr zahlreiche geräuscharme Elektrobusse ihren Dienst versehen. Alles wirkte recht gelassen, der Autoverkehr war sehr erträglich und somit auch Verkehrslärm und Luftverschmutzung. Ob nun die Dame an der Hotelrezeption oder die Bedienung im Restaurant/Cafe – alle waren ausnahmslos freundlich.
Die Stadt Leipzig steht unter anderem für Johann Sebastian Bach und so starteten wir mit der Besichtigung der geschichtsträchtigen Orte Thomaskirche Leipzig mit ihrem interessanten Netzrippengewölbe und dem gegenüberliegenden Johann Sebastian Bach-Museum. Bach, für mich einer der ganz Großen, verdankt seine Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert neben Schumann auch Felix Mendellsohn-Bartholdy, beides Komponisten, die ebenfalls eng verbandelt mit Leipzig sind und Bach erst posthum zu seinem großen Erfolg verhalfen.
Eine Stadt mit vielen Superlativen
Beeindruckend waren das Völkerschlachtdenkmal, das durchaus Ähnlichkeit mit einer Pyramide aufweist, und der danebenliegende Südfriedhof. Die mit dem Denkmal verbundenen Zahlen gehören zur Superlative. Die Schlacht 1813 (dem Geburtsjahr Richard Wagners in Leipzig), Teil der Befreiungskriege, mit der man den mit großem Expansionsdurst ausgestatteten französischen Feldherren Napoleon Bonaparte zum Rückzug zwang, war weltweit die erste Massenschlacht mit 120.000 Toten. Das Denkmal, das exakt 100 Jahre später im Jahr 1913 errichtet wurde, war damals das größte Kriegerschlachtdenkmal Europas. Man muss es mal gesehen haben, echt beeindruckend!
Die in einer Sumpflandschaft erbaute sehr grüne Stadt Leipzig war in den 1930er Jahren die 4. größte Stadt Deutschlands, beheimatet noch immer das größte Gründerzeitviertel Europas, glänzt mit zahlreichen imposanten Jugendstilvillen und hat unter 132 Zoos in Europa den angeblich zweitschönsten. Über die Daseinsberechtigung von Zoos lässt sich diskutieren, dass der Leipzig zoo absolut sehenswert ist, kann ich nur bestätigen!
Leipzig wartet mit einer großen abwechslungsreichen Gastronomieszene auf, mit 92 Kirchen , die sich lt. Stadtführer auf heute nur noch 2,5% Katholiken und 10% Protestanten gemessen an der Stadtbevölkerung verteilen und hat, auch bedingt durch 40.000 Studierende, eine recht junge Bevölkerung. Leipzig hat Grachten wie in Amsterdam, bietet Gondelfahrten wie in Venedig, beherbergt eine Tierklinik für Großwild und bietet reichlich Geschichtsstoff, nicht nur in Sachen Wiedervereinigung, für die in Leipzig symbolisch die Nikolaikirche steht. In letzterer findet man ebenfalls ein architektonisch und farblich interessant gestaltetes Kirchengewölbe vor.
Wandel der Zeit in Leipzig
Den Wandel der Zeit erkennt man nicht nur am Missverhältnis der Kirchen zu ihren Mitgliedern, sondern auch daran, dass es heute in ganz Leipzig nur noch 2 Kürschner gibt. Das ehemalige Pelzhandelszentrum Leipziger Brühl hatte mit ehemals 700 Kürschnern bis zum Zweiten Weltkrieg den Ruf als „Weltstraße der Pelze“. Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg änderten alles…
Und wen’s interessiert, der erfährt auch etwas über die bekannte Speise „Leipziger Allerlei“, bei der Morscheln und Flußkrebse nicht fehlen dürfen, der erfährt, woher das 1743 gegründete Gewandhausorchester seinen Namen hat: es bezog seinen Konzertsaal 1781 auf dem Tuchboden des Gewandhauses (Lager- und Verkaufshaus der Tuchmacherzunft) der Stadt und er hört von der Adress-Posse um die katholische Propsteikirche, die zwar am Martin-Luther-Ring steht, aber als offizielle Adresse „Nonnenmühlgasse“ erhielt. War’s ein Zufall, dass der streitbare Reformator nicht im Briefkopf der neuen katholischen Kirche auftauchte?
Calmus, Amarcord & Feuerstring
Bei sommerlichen Temperaturen hat es noch einmal mehr Spaß gemacht, abends Straßenmusikern zuzuhören. Erwähnenswert ist hier das Ensemble Feuerstring, 4 professionelle Cellisten , die sich überwiegend im Rock-/Popbereich austoben. Und auch die hervorragenden, aus den Thomanern hervorgegangen Ensembles Amarcord und Calmus dürfen keineswegs unerwähnt bleiben.
Leipzig, ein fantastisches Ziel nicht nur für das auf’s Jahr 2022 verschobene Deutsche Chorfest, sondern generell für eine Chorreise mit deinem Chor!
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