Der Bundesjugendchor unter der Leitung von Prof. Anne Kohler – ein absoluter Hörgenuss!!
Am vergangenen Wochenende hatte ich die besondere Gelegenheit, den in Trägerschaft des Deutscher Musikrat neu gegründeten Bundesjugendchor unter der Leitung von Prof. Anne Kohler zu hören. Nach einem Pandemie bedingt verzögerten Start fand am 28. August 2021 das Gründungskonzert des Chores in der Philharmonie Berlin statt. Das nur 4. Konzert dieses herausragenden Ensembles durften viele begeisterten Chorliebhaber heute in Limburg-Lindenholzhausen erleben, wo der Chor auf Einladung und zusammen mit dem Männerchor HARMONIE Lindenholzhausen konzertierte.
Bereits beim Hören der ersten Töne wurde klar, welch musikalischen Hochgenuss die Zuhörer für die nächste gute Stunde erwarten würde. Und diese gute Stunde war spannend, nicht vom ersten bis letzten Chorstück, nicht vom ersten bis letzten Takt, sondern vom ersten bis letzten Ton. Diese Stunde zeigte nicht nur, was ausgewogener Chorklang bedeutet. Für meine Ohren war fast nicht mehr zu überbieten, was die 18 Männer- und 19 Frauenstimmen im Dorfgemeinschaftshaus der Harmonie boten.
Bundesjugendchor hat sich nach nur kurzer Probendauer bereits homogenen Klang erarbeitet
Anne Kohler lieferte ab Sekunde 1, geleitete den Chor als durchgängige verlässliche Konstante durch das Konzert. Spannung der Chorstücke und Choraktiven übertrug sich vom ersten Moment an auf das Publikum. Man spürte fast körperlich, wie tief Anne Kohler mit ihren SängerInnen in jedes der vorgetragenen Stücke eintauchte.
Ich empfand Anne Kohler als „zarte Gewalt“ im positiven Sinne. Mit ihrem zarten Körper und feinfühligen Dirigat erzeugte sie Gewaltiges, ein breites Spektrum zwischen pianissimo und fortissimo, von zart bis kraftvoll, Spannungsbögen und Dynamik, wie man sie sich nur wünschen kann, deutliche Aus- und Absprachen. Frage/Antwort Passagen, schwierige Stellen meisterten die jungen SängerIinnen unter Führung ihrer Chorleiterin, als gäbe es nichts Einfacheres. Man spürte, dass Anne Kohler nichts dem Zufall überlies.
Mit Anne Kohler hat man eine hervorragende Wahl für die Leitung dieses besonderen Chores getroffen. Ein Chor, der Klänge erzeugte, die ein Gedicht für die Zuhörer waren, was sämtliche dort gewesenen Musikprofis bestätigten, die mir kurz nach Ende des Konzertes begegneten. Rhythmisch herausfordernde Passagen wurden mit Bravur gemeistert. Die nahezu perfekten Vorträge wurden nie langweilig. Chor und Chorleiterin vermochten es durchgehend, eine spannungsgeladene Verbindung zum Publikum aufrecht zu erhalten. Die Spannung übertrug sich fast 1:1 auf die Gäste. Anne Kohler machte es dem Publikum leicht, sich von Anfang bis Ende des Konzerts auf unbekannte und auch experimentelle Literatur einzulassen.
Literatur vom Feinsten
Es gäbe zu jedem Stück viel zu sagen. Schumann, Brahms, Orlando di Lasso, „Alpha and Omega“, das Stück von James MacMillan, das der Konzertreihe ihren Namen gibt, wurden bravourös vorgetragen. Erwähnen möchte ich das Stück „Mit geschlossenem Mund“ von Wolfgang Rihm, dessen Titel beschreibt, auf welche Art man es vorträgt. Ein nicht vorhandener Text schmälerte keineswegs die Spannung des Stücks. Hendrik Hofmeyrs „In tempore belli“ begeisterte mit kraftvollen Passagen gleich zu Beginn des Stücks. Beeindruckend die Uraufführung von Kathrin A. Denners „Innen“, einem Stück, das während und aufgrund der Pandemie entstand. Zitat Anne Kohler: „…Wir waren verdammt dazu, eine träge Masse zu werden, ein träges gelähmtes Kollektiv“. Das Stück drückte mit klanggewaltigen dichten Klängen Benommenheit aus, eine Benommenheit, die das Publikum deutlich spüren konnte. Ein gelungener Abschluss eines wunderbaren Konzerts, der mit einer wunderschönen mir leider unbekannten Zugabe abgerundet wurde.
Was gefiel mir am besten? ALLES!
Die Harmonie Lindenholzhausen steht unverändert für musikalische Qualität
Nicht minder hatte ich mich auf die Harmonie Lindenholzhausen gefreut, die mich erwartungsgemäß ebenfalls begeisterte. Zu Gunsten des Gastchores hat sie auf das letzte Stücke verzichtet. Stellvertretend erwähnen möchte ich unbedingt das Stück „I saw Eternity“ des Walisischen Komponisten Paul Mealor, einem Freund des Duke of Cambridge, Prinz William. Ein fesselndes atmosphärisches Stück mit walisischem Charakter, bei dem die Solisten Thomas Kilian, Andreas Jung, Nikodemus Giehl und Jonas Fachinger glänzten.
Alles in Allem ein sehr besonderer Vormittag mit einem sehr besonderen Gastchor und einer Harmonie Lindenholzhausen unter ihrem wie immer professionellen Chorleiter Jürgen Faßbender, die von jeher für musikalische Qualität stehen!!! Bravo! Mein Dank geht nicht nur an den Bundesjugendchor, sondern auch an die Harmonie und Jürgen Faßbender, denen wir diesen außergewöhnlichen Ohrenschmaus zu verdanken haben!
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